Literaturfest Meißen vom 13. bis 15. Juni 2025

Presseartikel Literaturfest Meißen

Literaturfest für und von Leseratten

17. Juni 2024, Sächsische Zeitung

Krimi, Kinder- oder Sachbuch. Für jeden ist etwas dabei, beim größten eintrittsfreien Lesefest Deutschlands. Auch ein Prinz gab sich die Ehre.

Von Dieter Hoefer

Das war doch schon mal eine schöne Eröffnung des 15. Literaturfestes von Meißen. Denn bevor die obligatorischen Reden begannen, sangen die Kinder der Vorschulgruppe des Franziskus-Kinderhauses ihre Lieder. Ganz stolz standen die 20 Mädchen und Jungen auf der großen Bühne am Markt und freuten sich über den Beifall der etwa 300 Zuhörer.

Aber das war nur ein Programmpunkt von etwa 200 Lesungen an fast 40 Orten. Deutschlands größtes eintrittsfreies Lesefest widmete sich dieses Jahr der Zeit der Romantik. Denn an Caspar David Friedrichs 250. Geburtstag geht ja 2024 kein Weg vorbei, nicht nur in Hamburg, Berlin oder Dresden.

Neben den vier Hauptbühnen „öffnen viele Programmpartner ihre Häuser und Höfe“, so Daniel Bahrmann, der Vorsitzende des Meißner Kulturvereins. Ob die sächsische Sprache romantisch ist, das wurde auf der Bühne nicht geklärt. Dass man aber damit das Publikum in seinen Bann ziehen kann, bewiesen Mandy Partzsch und Peter Ufer aufs Köstlichste.

Bei den vielen Angeboten konnten sich die Besucher natürlich nur einige heraussuchen. Die erste Station deshalb: Das Lesefest für Kinder, das vor allem auf der Bühne am Tuchmachertor stattfand. Hier wurden 30 verschiedene Veranstaltungen angeboten. Darunter „Kinder auf die Kinderbühne!“ Das dies rege genutzt wurde, ist auch Birgit Opitz zu verdanken. Die Deutschlehrerin von der Triebischtalschule hatte klassenübergreifend zwölf Kinder gewinnen können, die ihre eigenen Texte oder ihre Lieblingsbücher vorlasen. Bettina-Luna Wagner stellte „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ von Michael Ende vor. Aus „Stadt der Vampire – Die drei ???“ von Ben Nevis und Marco Sonnleitner las Aaron Auerswald. Beide Schüler aus der fünften Klasse waren voll dabei und präsentierten ihre Bücher ganz selbstbewusst. Als Dank gab es jeweils Gutscheine, einzulösen im Buchladen.

Auch auf der interkulturellen Bühne auf dem Schulplatz war immer was los. Sepanta aus Dresden spielte traditionelle iranische Musik. Ihre Lieder und Gedichte über Freiheit und Liebe berührten die Besucher. Die vier Künstler, die erst seit einem Jahr als Gruppe zusammen spielen, schufen eine besondere Atmosphäre, der sich auch Helga Benedix aus Dresden nicht entziehen konnte. „Es ist eine Musik, die man fühlen kann“, schwärmt sie.

Direkt aus Köln kam Sebastian Krumbiegel auf die Bühne. Bereits am Sonntag musste er schon wieder in Torgau sein, wo er die Johann-Walter-Plakette des Sächsischen Musikrates erhielt, die damit sein Engagement im Musikleben des Freistaates würdigen. Trotz dieses Termindrucks kam er nach Meißen, auch deshalb, weil „hier coole Leute ein großartiges Fest organisieren“. Er spiele eben nicht nur in New York, Rio, Tokio, sagte er lachend.

Der Sänger und Frontmann der Prinzen las aus seiner Autobiografie „Meine Stimme: Zwischen Haltung und Unterhaltung“. Dass so ein Buch auch wie eine Selbsttherapie wirkt, habe er beim Schreiben erkannt. Mit dem Abstand der Jahre reflektiere er sein eigenes Leben anders. „Es sollte keine große Literatur sein, denn eigentlich habe ich es für mich als Zielgruppe selbst geschrieben“, so Krumbiegel. Dennoch ist es kurzweilig und gibt Einblicke in das Leben im Rampenlicht als Popstar und Idealist.

Und wie hält er es selbst mit dem Lesen? „Da bin ich altmodisch. Bei mir gibt es nur gedruckte Bücher“, sagt der Sänger. „Nur hier kann man die Seiten auch noch selbst umblättern.“ Auch Krimi-Freunde kamen auf ihre Kosten. Auf der Bühne am Kleinmarkt stellte die Münchnerin Thea Lehmann ihr neuestes Buch vor. „Todesklamm“, der mittlerweile achte Fall der Kommissare Reisinger und Kruse, spielt wieder in der Sächsischen Schweiz. Kurzgeschichten zum Schaudern und Schmunzeln präsentierte Claudia Puhlfürst („Böses Buch“). Der König des Kurzkrimis, Ralf Kamp, sorgte mit „Kurz und kopflos“ für alles andere als Langeweile.

Die Ausstellung „Caspar David Friedrich. Wo alles begann“, die im August in Dresden eröffnet wird, wird eines der Höhepunkte der Friedrich-Reflexion in diesem Jahr sein. Katja Paul von den Staatlichen Kunstsammlungen sprach über den Katalog und die Vielfalt der Zeichnungen, die bei seinen Wanderungen rund um Dresden entstanden. Neben Skizzen in der Sächsischen und Böhmischen Schweiz hat er auch die Meißner Klosterruine Heilig Kreuz gezeichnet.

Alles in allem, ein sehr gelungenes Fest, dass Bücher und Lesen in den Mittelpunkt stellte. Und da hat auch keiner den Fußball vermisst.


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