Krimi aus Meißen: Autor Peter Braukmann schreibt den „Blues“
Der Meißner Krimiautor Peter Braukmann hat einen neuen Roman vorgelegt. Darin geht es ums Darknet und ums Älterwerden. Beim Literaturfest Meißen im Juni gibt er eine Kostprobe.
Sächsische Zeitung, Jakob Hammerschmidt, 24.04.2025,
Privatdetektiv Schröder und Kommissar Beck haben den Blues. Die beiden Kameraden sind erneut die Protagonisten im neuesten Roman des Meißner Autors und Musikers Peter Braukmann. „Sie haben keine richtige Lust mehr, überlegen sich, ob sie in Rente gehen“, erzählt der 72-Jährige. Ein ungelöster Fall führt Kommissar Beck zurück in seine jungen Jahre als Folkmusiker, denn ein Musikerkollege wurde ermordet. Entsprechend auch der Titel des neuen Krimis: „Blues“.
Peter Braukmann hat sich etwas schwergetan mit seinem neuen Buch. „Das hat ein bisschen gedauert. Zwei Jahre hat sich das gezogen“, erzählt er. Zwischenzeitlich war auch mal die Luft raus: „Man könnte sagen, ich hatte eine Schreibblockade, aber ich hatte einfach keinen Bock mehr.“ Doch jetzt ist der Roman fertig – und Braukmann wird daraus beim Literaturfest Meißen vorlesen.
Live beim Literaturfest
Das Open-Air-Lesefest findet in diesem Jahr zum 16. Mal statt, vom 13. bis zum 15. Juni. Das Programm ist inzwischen vollständig. Es beinhaltet stattliche 220 Veranstaltungen, die sich auf sechs Bühnen und 39 kleinere Lese-Orte in der ganzen Stadt verteilen.
Unter den neuen Orten ist auch der Stadtteiltreff Kreuzpunkt in der Lutherkirche. Damit findet das Literaturfest zum ersten Mal auch im Triebischtal statt. Auch langjährige Partner wie die Porzellanmanufaktur oder die Verkehrsgesellschaft Meißen machen wieder mit.
Etwa die Hälfte der Lesungen werden von den Autoren selbst gehalten. Neben Peter Braukmann werden beispielsweise auch Katja Oskamp, Lutz Rathenow und Ilko-Sascha Kowalczuk aus ihren Büchern lesen. Das gesamte Programm ist online unter literaturfest-meissen.de auffindbar. Peter Braukmann selbst tritt am Samstag, dem 14. Juni, um 18 Uhr auf der Krimibühne auf dem Kleinmarkt auf.
Auf Verbrecherjagd im Darknet
In „Blues“ wagt der Meißner Autor auch den Sprung in die Untiefen des Internets. Eine Bekannte des Ermittlerteams bietet ihre Hilfe an und entpuppt sich am Ende als Kopf hinter einem kriminellen Apparat im Darknet. Das ist ein verschlüsselter Teil des Internets, der nicht über herkömmliche Suchmaschinen erreichbar ist. Das Darknet gilt als Sammelbecken für kriminelle Machenschaften im Netz, von Drogenhandel über Auftragsmord bis hin zu Kinderpornografie.
„Wer die anderen Romane kennt, weiß ja, dass die Geliebte und inzwischen Ehefrau von Protagonist Steffen Schröder so ein Computernerd und Netzgenie ist“, erzählt der Autor. In diesem Roman trifft sie auf jemanden, der die Mechanismen des Netzes noch besser beherrscht, um damit Geld zu machen. Beim Schreiben über das Internet sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, meint Braukmann.
Er habe sich schon immer für Dinge wie das Internet und künstliche Intelligenz (KI) interessiert, sagt der Meißner. Was diese Dinge anbetrifft, sei Vorsicht geboten: „Ich habe Goethe in der Schule gehasst, aber der Zauberlehrling war schon immer ein gutes Beispiel, dass man auch mal die Finger davon lassen sollte.“
Wenn KI, wie beispielsweise im medizinischen Bereich, zielgerichtet eingesetzt wird, wäre das gut. Doch Algorithmen, die den Alltag bestimmen, findet er gruselig: „Dass das tagtägliche Leben damit vereinfacht werden kann, das wage ich mal zu bezweifeln.“
Schön wie in Italien
Während seine ersten drei Romane noch in Meißen spielten, hat sich Peter Braukmann davon zunehmend wegbewegt. Der Hype um Regionalkrimis sei vorbei, meint er, das Genre wurde ihm zu eng. Braukmann wurde zwar nicht in Meißen geboren, lebt aber schon seit etlichen Jahren in der Stadt. Was ihn an dieser fasziniert und irritiert, liegt nah beisammen, sagt er.
„Meißen ist eine wunderschöne mittelalterliche Stadt, die alle Voraussetzungen für ein schönes Leben bietet“, holt der Autor aus. „Hier könnte es so schön sein wie in Italien, wenn denn nur der Meißner Sachse ein bisschen so wäre wie die Leute, die das mit offenen Armen annehmen.“
Das Wetter sei zwar schön, aber die Kneipen und Kulturstätten seien leer. „Man fragt sich, wo sind die Leute? Warum leben die Meißner nicht ihre eigene Stadt?“, fragt sich Braukmann. Daher stammte seine Idee, einen Protagonisten in die Stadt kommen zu lassen, der so auf Meißen blickt, wie er es tut. Und der hier ein Verbrechen aufklären soll.
Auch Mafiosi werden älter
Ob es noch eine weitere Fortsetzung um Privatdetektiv Schröder und seine Kameraden geben wird? „Auch Kommissare und Mafiosi werden älter“, räumt der Autor ein. Einen Plot für einen Nachfolger hat er noch nicht. Aber ein Türchen hat er sich offen gelassen: „Ich habe in diesem Buch zwei neue Heldinnen eingebaut, die die Geschichte weiter tragen könnten.“
